Woher kommt mein Schmerz?

Schmerzen können unterschiedliche Ursache haben. Prinzipiell unterscheiden wir Schmerzen der Gelenke, Muskelschmerzen, Nervenschmerzen und ausstrahlende Schmerzen. Weiters kann zwischen akuten (verletzungsbedingt) und degenerativen Schmerzen differenziert werden. Oft sind Schmerzen durch nur eine Struktur verursacht, die wiederum durch eine komplexe funktionelle Dysbalance verletzt wurde.


Was kann in einem Gelenk Schmerzen verursachen?

Gelenke bestehen aus mehreren Strukturen, die der Grund für Schmerzen sein können. Prinzipiell gibt es in jedem Gelenk die Gelenkskapsel, Schleimbeutel und Bänder, die bei Verletzung Schmerzen verursachen können.

Knorpel ist wohl auch in jedem Gelenk vorhanden, hat allerdings keine Schmerzrezeptoren und kann keinen direkten Schmerz auslösen. Erst wenn der Knorpel an vereinzelten Stellen bis auf den Knochen abgenützt ist, kommt es dort zu den typischen diffusen tiefsitzenden Schmerzen einer aktivierten Arthrose. Schmerzen bei subakuten Arthrosen werden eher durch eine Entzündung der Kapsel aufgrund von Fehl- oder Überbelastung ausgelöst.

Im Knie können zusätzlich zu den oben genannten Strukturen auch die Menisken (Einzahl Meniskus) für ein schmerzhaftes Ziehen oder Druckgefühl verantwortlich sein.

In der Wirbelsäule und dem Handgelenk gibt es zusätzlich Bandscheiben (Diskus), die bei Verletzung schmerzen.


Woher kommt der Muskelschmerz?

Muskelschmerzen können einerseits durch ein direktes Trauma, wie ein Muskelfaserriss oder eine Zerrung entstehen. Anderseits können auch zu viel Spannung oder auch zu lange dauerhafte Dehnung (Entspannung) ein unangenehmes Verspannungs- und Schmerzgefühl auslösen.

In diesen Fällen wird in der Physiotherapie von einem Hypoxischen Schmerzsyndrom (HSS) gesprochen. Das HSS entsteht frei erklärt, wenn der Druck im Muskel aufgrund zu großer Spannung oder dauerhafter Dehnung, zu lange größer als der Blutdruck in den Kapillaren war. Dadurch kann nicht ausreichend Sauerstoff (Hypoxie) zu den Muskelzellen gelangen und diese reagieren mit einem Alarmsignal, dem Schmerz. 

Was kann man gegen Muskelschmerz machen?

Früher wurden Muskelschmerzen klassisch mit Massage behandelt. Dies hatte kurzfristig tatsächlich Erfolg, aber die Grundspannung des Muskels wurde damit nicht entscheidend verändert. Das führte nach 4-7 Tagen zu ähnlichen bis gleichen Symptomen, wie davor. Mit dieser Erkenntnis wurden weitere Therapievarianten getestet.

Das Ergebnis legte den Professionisten näher:

Aktive Strukturen müssen primär aktiv therapiert werden!

Wir wissen heute, dass Muskelschmerzen langfristig viel besser durch aktives Training behandelt werden können, statt ausschließlich mit passiven Weichteiltechniken (wie Massage).

In anderen Worten ausgedrückt, heißt das, dass Verspannungen im Nackenbereich oder zwischen den Schulterblättern am besten durch gezielte Übungen dieser Muskulatur in den Griff bekommen werden können. 


Es zieht mir ein Schmerz in mein Bein...

Nervenschmerzen sind klassischerweise ziehende lineare Schmerzen, flächiges Brennen oder "Ameisenlaufen" (Parästhesien). Die Ursache kann in internistischen Problemen (Diabetes Mellitus, PAVK,...) oder orthopädischen Engpässen liegen. Für uns PhysiotherapeutInnen sind die orthopädischen Ursachen besonders interessant, wenngleich bewiesen wurde, dass aktive Bewegung und Ausdauertraining auch die Schmerzen von Diabetikern reduzieren.

Aus orthopädischer Sicht kann man Nerventangierungen zentral (Wirbelsäule, Bandscheibe) und peripher (Sulcus Ulnaris, Carpaltunnel, Tarsaltunnel,...) unterscheiden. Mit manuellen Techniken können das Gleitverhalten von Nerven verbessert und der Anpressdruck beteiligter Strukturen reduziert werden. Mit aktiven Übungen kann der Fortschritt schließlich erhalten werden oder sogar durch die entstandene Balance verbessert werden.

Führt die Physiotherapie innerhalb von 3-5 Einheiten zu keiner eindeutigen Verbesserung, ist es bei Nervenschmerzen besonders wichtig auch chirurgische Interventionen nicht auszuschließen.